Vita
Nadja Bauernfeind wurde 1963 in Frankfurt am Main geboren. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Bad Soden / Taunus und in Frankfurt. Nach dem Abitur 1982 an der GOS Schwalbach studierte sie Freie Kunst und Freies Zeichnen an der HFG Offenbach und schloss 2007 mit Diplom zu dem Thema „Großstadt als Organismus“ ab. Sie besuchte die Sommerakademien in Salzburg und Trier und war Stipendiatin der Johannes-Mosbach-Stiftung.
Sie macht Ausstellungen im Rhein-Main-Gebiet, in letzter Zeit u.a. in London.
Nadja Bauernfeind hat ein Atelier in Frankfurt am Main. Ihre aktuellen Arbeiten beschäftigen sich mit Flugzeugen und Flughäfen bei Nacht.
Zurzeit erstellt sie einen Katalog über ihr künstlerisches Gesamtwerk, der durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt gefördert wird.
Die Künstlerin über ihre Arbeitsweise:
Ich bin 1963 in Frankfurt am Main geboren und lebe in Bad Soden/ Taunus.
Nadja Bauernfeind
1982 habe ich an der GOS Schwalbach Abitur gemacht.
An der HfG Offenbach habe ich Freie Kunst und Freies Zeichnen bei Professor Dieter Lincke und Manfred Stumpf studiert und 2007 mit Diplom zum Thema GROSSSTADT ALS ORGANISMUS und LANDSCHAFT abgeschlossen. Ich habe die Sommerakademien in Salzburg und Trier besucht und war Stipendiatin der Johannes- Mosbach-Stiftung.
Ich habe ein Atelier in Frankfurt am Main und mache seit den 90er Jahren Ausstellungen, u. a. im Rhein/ Main Gebiet, so in Bad Soden im BADEHAUS, mehrere Male in der 1A AusstellungsHalle in Frankfurt, 2016 hatte ich eine Einzelausstellung in der HEUSSENSTAMM Galerie in Frankfurt mit dem Titel NACHTWACHE. 2017 habe ich an einer Verkaufsausstellung PARALLAX ART FAIR in London teilgenommen und 2019/ 2020 an der 1. Taunus Kunst Triennale in Hofheim im Stadtmuseum BLICK AUF HEUTE. Für die nächsten zwei Jahre sind u.a. Ausstellungen im AKV Aschaffenburger Kunstverein ArtLANDing, mehrere Zeichenaktionen und Plein Air Zeichen Aktionen beim Essenheimer Kunstverein und mit „artmaintaunus unterwegs“ geplant. Zurzeit erstelle ich einen Katalog meiner bisherigen Arbeit, der durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt gefördert wird.
Ich arbeite mit Kohle, farbigen Pastellkreiden, Tusche, Graphitstift, Filzstift und Marker, Rohrfeder oder mit dem Pinsel meistens auf Papier oder auch auf grundiertem Holz. Es ist eine entschiedene Hinwendung zur Zeichnung. Als Vorlage für meine Bilder dienen mir entweder eigene Fotos oder Fotos aus Zeitungen, manchmal auch aus Film DVDs. Ich arbeite auch direkt vor Ort. Für den „Schwarzen Frühling“ – eine Ausstellung in der 1A AusstellungsHalle – habe ich riesige Papierbahnen auf die Wiese gelegt und mit einem verlängerten Pinsel gezeichnet.
Außerdem beschäftige mich in meinen Arbeiten schon lange und überwiegend mit bestimmten Themen wie z.B. Katastrophen, Technik und Maschinen, Großstadtstrukturen, Verkehr und Schnelligkeit. Mein aktuelles Sujet sind FLUGZEUGE UND FLUGHÄFEN. Dabei muss ein Bild oder eine Szene „Klick“ machen, etwas in mir auslösen, ich muss etwas Wesentliches- eine Struktur, eine Anordnung, ein Thema- darin erkennen, das mich fasziniert. So reizen mich vielleicht die Massivität der Maschinen, die Kraft, die Lautstärke, der Rausch der Schnelligkeit und die Freiheit des Fliegens usw. Meine Art zu zeichnen kann man mit gestisch- expressiv beschreiben. Meine großen Blätter im Atelier hänge ich zum Zeichnen gerne an die Wand, so habe ich einen harten Widerstand, auf und gegen den ich arbeite. Ich nähere mich dem Gegenstand an, klare Konturen und Umrisse findet man auf meinen Zeichnungen kaum. So entstehen stellenweise ins Abstrakte gehende Strukturen. Beim Zeichnen wird sozusagen Energie frei, die ich in dichte, bewegte Strichlagen umsetze, die Dynamik der Themen wird in den Zeichenprozess überführt. Es sind gewissermaßen „Bilder einer aus der Orientierung geratenen Welt“. „Kunst als Protest/ als Widerstand“, wie es mal der Philosoph Andreas Honneth genannt hat. Und wenn es gelingt, entstehen so aus dem uns umgebenden Chaos Ordnung und Schönheit.
Werk
Nadja Bauernfeind arbeitet mit Tusche, Graphitstift, Filzstift, Rohrfeder oder mit dem Pinsel. Die Farbe ist jedoch immer schwarz: es ist eine ganz entschiedene Hinwendung zur Zeichnung. Frei hingeworfene, gewagte Linien kontrastieren mit haarfeinen, sich übereinander lagernden Strichgebilden. Klare Konturen und Umrisse sucht man hier vergeblich. Gegenstände, Räume, Verbindungen entstehen als Ergebnis eines Prozesses, der von außen nach innen geht. Fotovorlagen oder das Objekt in der freien Natur sind nur Ausgangspunkt, die Transformation der Dinge durch den ästhetischen Blick führt im Arbeitsprozess zu einer expressiv-gestischen Linienführung, in der sich die Gegenstände erst aus schichtweise übereinander gelagerten Zeichenspuren zu erkennen geben. Bewegung und Ruhe, Konzentration und Leere, ja sogar Geräusche werden auf diese Weise seismographisch genau erfasst. So entstehen stellenweise ins Abstrakte gehende Strukturen und Zeichenspuren, die den Gegenstand in Frage stellen, ihn in seiner Rohheit, aber auch in seiner Schönheit zu erkennen geben. Unsere Welt erscheint in diesen komplexen Zeichnungen als rätselhaft, geheimnisvoll, verstörend. Die Bilder stellen Fragen, statt zu beantworten. Und doch scheint in den scheinbar chaotischen, wirren Strichen eine immanente Ordnung auf, die oft von überwältigender Schönheit ist. Umso aufregender ist dieser Kontrast, je aufgeladener die Themen sind: nicht selten sind es Kriegsschauplätze, zerstörte Gebäude, Explosionen, Flutwellen.
In ihren zeichnerischen Arbeiten herrschen bestimmte Themen vor, wie z.B. Großstadtstrukturen, Verkehr und Schnelligkeit, Technik und Maschinen, aber auch Katastrophen und damit verbundene Zivilisationskritik. Dabei geht es oftmals darum, dem scheinbar Statischen die Bewegung zu entlocken. Dynamik und Energie werden in Linien und Verdichtungen übertragen. Es reizt die Künstlerin auch, ästhetische Phänomene wie Lichter im Dunkeln oder Spiegelungen zeichnerisch umzusetzen.
Ihr aktuelles Thema sind Flugzeuge und Flughäfen, besonders bei Nacht. Von besonderem Interesse ist dabei die ständige Bewegung und Hektik auf den weiten Plätzen und Start- und Landebahnen sowie die ungeheure Kraft und Schnelligkeit der großen Maschinen, die trotz ihrer Schwere fliegen können. Das Ineinandergreifen der verschiedenen Elemente der Organisation und der Logistik des Reisens vieler Menschen wird zum künstlerischen Sujet. Dazu die reizvolle Vorstellung, in relativ kurzer Zeit zahlreiche fremde Orte der Welt erreichen und erleben zu können, fern der alltäglichen Umgebung. In jedem Bild schwingt die Verschiedenheit der zahllosen Menschen an den unzähligen Orten mit, auch wenn dieses nicht direkt visualisiert wird: viele Schicksale, unbekannte Länder und Städte, das Warten, das Starten und Abheben, die freie, merkwürdig entrückte Zeit des Fliegens selbst, das Ankommen, der Abschied und das Wiedersehen, die ungeheure Bewegung der Menschenmassen und das organisierte, zugleich unübersichtliche Leben auf den Flughäfen. Die Massivität der Maschinen, die Lautstärke sowie der Rausch und die Freiheit des Fliegens werden in den Bildern manifest.
Auf der anderen Seite findet das Bedrohliche Eingang: die Gefährlichkeit, die Luftverschmutzung und die Gefahren, die in der Globalisierung stecken, wie die Ballung des Kapitals, das in der großen „Flughafenmaschinerie“ und der Umgebung liegt. Das Chaos und die Zerstörung werden in Nadja Bauernfeinds Zeichnungen genauso sichtbar wie die Begeisterung für die Dynamik und die Bewegung.
Die Zeichnungen aus dieser Serie sind mit farbiger und weißer Pastellkreide, mit schwarzer Tusche und Rohrfeder und mit Graphit bzw. Kohle auf schwarzem Papier entstanden.